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Dieser Arbeit liegt das bislang ungeklärte Phänomen der Akkommodation bei ABO-inkompatiblen Nierentransplantationen zugrunde. Akkommodation bedeutet, dass es trotz ABO-Inkompatibilität nicht zu einer Transplantatabstoßung kommt, wenn bis etwa 14 Tage nach Transplantation die entsprechenden Blutgruppenantikörper unterdrückt werden. Nach diesem Zeitraum scheint es keine Rolle zu spielen, ob die Blutgruppenantikörper vorhanden sind.
In der vorliegenden Arbeit gingen wir von der Hypothese aus, dass die in den Endothelzellen des Transplantats exprimierten Blutgruppenantigene eine Hauptrolle in der Entwicklung der Akkommodation spielen. Als Modell für Endothelzellen nutzten wir humane venöse Nabelschnurendothelzellen (HUVEC) und inkubierten diese über 14 Tage in humanem blutgruppenfremden Serum, um die Situation einer blutgruppeninkompatiblen Nierentransplantation widerzuspiegeln. Wir testeten die Hypothese, dass nach Inkubation der HUVEC (Blutgruppe A) in blutgruppenfremdem Serum (Blutgruppe 0 und Blutgruppe B) eine Verminderung der Antigenmenge A auf der Oberfläche der Endothelzellen bzw. eine Änderung der A-Blutgruppenantigene der HUVEC hin zur Blutgruppe des fremden Serums (hier: Blutgruppe 0 bzw. B) auftritt. Letzteres konnten wir nicht nachweisen. Eine Verminderung der A-Antigene auf den HUVEC war in der Immunhistochemie nur tendenziell zu erkennen und erreichte keine Signifikanz. Da die Blutgruppenantigene Kohlenhydratstrukturen sind, untersuchten wir anschließend die Glycosyltransferasen, welche an der Produktion der Blutgruppenantigene aus der sog. H-Substanz beteiligt sind. In zwei der drei untersuchten Zelllinien sahen wir eine Aktivitätsminderung der Blutgruppen-Glycosyltransferasen (für das „Spender“-Antigen A) v.a. bei Inkubation in Serum der Blutgruppe 0, über den Zeitraum von 14 Tagen. Dies bedeutet, dass möglicherweise über einen längeren Zeitraum gesehen, die Produktion des A-Antigens abnimmt, wenn die entsprechende Glycosyltransferase in ihrer Aktivität gehemmt wird.
Zur Untersuchung der Antigene und der Glycosyltransferasen im Hinblick auf die Entstehung der Akkommodation findet sich in der Literatur wenig, sodass die vorliegende Arbeit hier einen Beitrag leistet.
Für Folgeversuche wäre die Untersuchung weiterer Zelllinien, auch anderer Blutgruppen, und über einen längeren Zeitraum als 14 Tage denkbar. Weitere Möglichkeiten wären die Verwendung primärer humaner Endothelzellen aus Nieren und die Gabe von Immunsuppressiva ins Zellkulturmedium.
Es wäre denkbar, dass die Beeinflussung der Antigenexpression auf dem Spenderorgan zu einem Überlebensvorteil transplantierter Patienten führen kann und weitere Forschungsergebnisse zu einer noch besseren Verträglichkeit der blutgruppeninkompatiblen Nierentransplantation führen können. Des Weiteren wäre es von enormem Nutzen, ein Medikament ähnlich der in der Literatur vermuteten Glycosyltransferase-Inhibitoren zu entwickeln, welches zu einer Dosisreduktion der verwendeten Immunsuppressiva und damit ebenfalls zu einer besseren Compliance und einem Überlebensvorteil des Transplantats führen kann.