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The interdisciplinary study investigates the relationship between Norse and Saami peoples in the medieval period and focuses on the multifaceted portrayal of Saami peoples in medieval texts. The investigative analysis is anchored in postcolonial methodologies and argues for the inherent need to decolonise the medieval source-material as well as recent historiography. This is achieved by presenting the historiographic and political background of research into Norse-Saami relations, before introducing an overview of textual sources discussing Saami peoples from the classical period to the late 1400s, an analysis of the textual motifs associated with the Saami in medieval literature (their relevance and prevalence), geo-political affairs, trading relations, personal relations and Saami presence in the south. By using decolonising tools to read Norse-Saami relations in medieval texts, influenced by archaeological material and postcolonial frameworks, the study challenges lingering colonial assumptions about the role of the Saami in Norse society. The current research episteme is re-adjusted to offer alternative readings of Saami characters and emphasis is put on agency, fluidity and the dynamic realities of the Saami medieval pasts.
In den Jahren der Weimarer Republik erfuhr die ostpreußische Provinzialhauptstadt Königsberg i. Pr. einen tiefgreifenden städtebaulichen Wandel. Nach Analyse der funktionalen und symbolischen Bedeutung zahlreicher Großbauprojekte kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die 1919 entstandene Insellage der Provinz Ostpreußen sich nicht hemmend auf die Entwicklung Königsbergs i. Pr. auswirkte, sondern als Katalysator eines umfassenden Modernisierungsprozesses fungierte. Die Stadtverwaltung und das Oberpräsidium initiierten zusammen mit der hiesigen Kaufmannschaft in nur zehn Jahren einen komplexen Modernisierungsprozess, der auf eine Modernisierung der sozialen, vor allen Dingen aber (verkehrs-)technischen Infrastruktur abzielte und somit der Förderung von Handel und Gewerbe diente. Möglich war dies nur, weil die ostpreußische Provinzialhauptstadt nach der Abtrennung Ostpreußens vom Reich (1919) die besondere Aufmerksamkeit der Berliner Reichsregierung genoss. Diese wollte durch die Gewährung von Sonderkrediten neue wirtschaftliche Perspektiven in der Region schaffen und auf diese Weise eine Abwanderung der deutschsprachigen Bevölkerung eindämmen. Die Bemühungen waren also nicht nur ökonomisch motiviert, sondern dienten insbesondere dazu, Perspektiven für eine irgendwann zu vollziehende Grenzrevision zu schaffen. Trotz enormer politischer Divergenzen bemühte man sich aber auch frühzeitig nach dem Ersten Weltkrieg um eine konstruktive Lösung wirtschaftlicher Probleme und um eine Wiederbelebung der Handelsbeziehungen. Hier, aber auch als Drehkreuz im Flugverkehr zwischen Deutschland, den baltischen Staaten und der Sowjetunion, nahm Königsberg eine Brückenfunktion nach Osteuropa ein.
Die Untersuchung zeichnet die Entwicklung von Kernforschung und Kerntechnologie in der DDR in der Zeit zwischen 1945 bis 1965 nach. Als Industriestaat in hohem Maß abhängig vom einzig verfügbaren Primärenergieträger Braunkohle, erregte die ab den 50er-Jahren technisch mögliche zivile Nutzung der Atomkraft frühzeitig die Aufmerksamkeit der Partei- und Staatsführung. Als besonderes Argument hierfür wurde das Vorhandensein größerer Uranlagerstätten auf dem Staatsterritorium gewertet. Nach einem wenig erfolgreichen ersten Anlauf unmittelbar nach der Staatsgründung wurden ab 1955 enorme Anstrengungen unternommen, in der DDR eine weitestgehend eigenständige Kernenergieindustrie zu etablieren. Doch trotz eines breiten Einsatzes materieller und personeller Ressourcen blieb der Aufbau der angestrebten eigenständigen Atomwirtschaft in den Anfängen stecken. Die 1965 gefällte Entscheidung, den Aufbau der Kernenergiewirtschaft der DDR auf der Basis sowjetischer Kerntechnik fortzusetzen, bedeutete eine grundlegende Zäsur der Kernenergiepolitik und letztlich auch das Ende der hochfliegenden Ambitionen auf eine eigenständige Kernenergiewirtschaft. Anhand von Unterlagen der Regierung der DDR, des ZK-Apparates der SED sowie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zeigt die Studie die Rahmenbedingungen, Voraussetzungen und Zielsetzungen, unter denen in der DDR versucht wurde, den großtechnischen Einstieg in die Nutzung der Kernenergie zu vollziehen. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und einer weltweiten „Atomeuphorie“ erfolgt eine Einbindung in den internationalen Kontext von Kernforschung und technischer Entwicklung sowie der globalpolitischen Rahmenbedingungen. Neben den enorm hohen Erwartungen an eine künftig unabhängige Energieerzeugung und eine exportorientierte Nuklearindustrie wird der Fokus auch auf die politischen Zielsetzungen gelegt, die die SED-Führung mit der breiten Entwicklung von Kernforschung und Kerntechnologie verfolgte. Dabei verknüpft der Autor die Ambitioniertheit der Planungen zur Kernenergieentwicklung mit der für die Parteiführung essentiellen Frage der internationalen Anerkennung ihres Staates und der deutsch-deutschen Konkurrenzsituation.
This anthology is about the representations and uses of medieval saints, heroes, and heroic events as elements of popular, local, and national culture during the 19th and 20th centuries in the Baltic Sea region: Scandinavia, Finland, Baltic countries, Northern Germany and North-Western Russia. Authors examine the processes of how medieval saints and heroes have been remembered, commemorated, interpreted, used, and reflected during modernity, and by whom. The focus of the anthology is on "doing" memory as a practice that commemorated the past and shaped spaces and identities in the present. It approaches the memory of saints and heroes, for example, Swedish Saints Birgitta and Eric, Danish Saint Knud, Kyivan Princess Olga, Swedish military leader in Finland Tyrgils Knutsson, Liv/Latvian warrior Imanta and Holsatian count Gerhard III as a shared heritage and as part of national, local and popular culture. The anthology contributes to the understanding of the Baltic Sea region through the study of saints, cults and heroic representations in the longue durée between the Middle Ages and modernity. It also adds nuance to the use of popular concepts of memory studies, particularly an update of Pierre Nora’s lieux de mémoire.
Anhand der Forschungen im Bereich der chemischen Kampfstoffe, der Funkpeiltechnologie, des Strahl- und des Raketenantriebs, des Radars, der Kernspaltung und der Computertechnologie stellt der Autor dar, wie Staatsführung und Militär die Forschung für das politische Hauptziel des „Dritten Reichs", den Krieg im Osten, eingesetzt haben. Ein wichtiger Punkt in dieser Untersuchung ist der Einsatz der Computertechnologie für Entzifferungszwecke, da die Alliierten durch den Einsatz dieser in wichtigen Phasen des Krieges entscheidende Vorteile haben erringen können. Trotz der scheinbar hierarchischen Struktur in der Staatsführung ist es dieser aber nicht gelungen, in diesen oder anderen technologisch für den Krieg bedeutsamen Bereichen die Kräfte effektiv einzusetzen und einen möglichen technologischen Vorsprung vor Kriegsbeginn über das Ende des Krieges hinaus zu bewahren. Ursache dafür ist die polykratische Struktur des nationalsozialistischen Herschaftsgefüges gewesen. Dem Militär ist es nicht gelungen in dieser Struktur dauerhaft seinen Einfluss zu wahren, weil die Militärführung untereinander zu zerstritten gewesen ist. Die militärische Führung schätzt zudem die Bedeutung der Forschung für den Krieg falsch ein. Die Bereiche, in denen die Deutschen technologisch überlegen sind, spielen für den Ausgang des Krieges keine Rolle, weil die Technologie entweder zu spät kommt (Strahltrieb), ihr Einsatz in der erreichten Entwicklungsstufe in keinem Verhältnis zum Aufwand steht (Raketentechnologie) oder aber ein Einsatz aus Furcht vor möglichen Repressionen nicht in Frage kommt (chemische Kampfstoffe).
Im Zuge der bewaffneten christlichen Mission im Baltikum entstanden mehrere historio-graphische Texte, die für die Übermittlung von Nachrichten über die heidnischen Kulturen interessant sind. Meine Dissertation beschäftigt sich mit dem Stellenwert und dem Informationsgehalt derartiger Nachrichten. Das Ziel der Untersuchung besteht darin, ein Bild von der Diskurstechnik der Autoren zu gewinnen und auf diese Weise indirekt einen Beitrag zur Beurteilung des Wirklichkeitsbezuges der Texte zu leisten. Die zentralen Texte der Untersuchung sind die „Chronica Terre Prussie“ von Peter von Dusburg (1326) und „Chronicon Livoniae“ von Heinrich von Lettland (1227). Eine isolierte Betrachtung der ethnographischen Informationen macht wenig Sinn. Es muss vielmehr darauf ankommen, die ethnographische Information im Kontext des Gesamt-berichtes zu würdigen. Hier steht man vor der Schwierigkeit, dass sich ein historiographischer Text des 13. bzw. 14. Jahrhunderts eines Codesystems bedient, das ihn dem naiven Textverständnis verschließt. Sowohl die Austauschbeziehungen (paradigmatische Dimension) als auch die Anreihungsbeziehungen (syntagmatische Dimension) bedürfen einer auf das Gesamtsystem ausgerichteten Analyse, um einerseits die Textnorm zu modellieren, andererseits um relevante Abweichungen zu beschreiben. Für beide Chroniktexte gilt, dass sich sowohl die Struktur als auch das narrative Programm vor dem Hintergrund der pragmatischen Dimension erschließen. Die Konzepte helfen bei der Identifizierung von übergeordneten Einheiten. Beide Chronisten verfassten ihre Texte in einer für ihr Umfeld kritischen Lage. Als Schreibanlass kann man von der Absicht ausgehen, stabilisierend auf das Meinungsbild von Entscheidungsträgern im Inneren der christlichen Semiosphäre einzuwirken. Bei Heinrich von Lettland ist in diesem Zusammenhang der Besuch des päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena zu nennen, bei Peter der Rechtfertigungsdruck, dem die übrigen Militärorden nach dem Fall der Templer ausgesetzt waren. Ein Hauptakzent liegt auf der Verbindung zwischen Barbarentypologie und Stellungnahme in innerchristlichen Konflikten. Als Beispiel sollen Information über geplante oder durchgeführte Menschenopfer bei den Heiden genannt werden. Für das Jahr 1191 berichtet Heinrich von Lettland von einem Versuch der Liven, den Missionsprediger Theoderich den heidnischen Göttern zu opfern. Den Kontext des geplanten Menschenopfers bilden juristisch relevante Informationen über Gründungshandlungen durch den Bischof Meinhard (Burgenbau, Erwerb von Grund und Boden, Kirchengründung, Investitur). Im Narrativ steht der Bericht über das versuchte Menschenopfer am Ende des narrativen Bogens in der Position der Evaluierung. In der Logik des Berichtes führen Menschenopfer zwangsläufig zu späterer Bekehrung und Integration in die christliche Semiosphäre. Sicher stellt sich die Frage, ob ein Menschenopfer für die Kultur der heidnischen Liven denkbar ist und ob die Textstelle als Beleg für eine derartige Praxis herangezogen werden kann. Rituelle Tötung, Zerstückelung und Auferstehung sind in einigen Märchen aus dem Baltikum Teil der Transformationen des Helden. Grundsätzlich lässt sich das Vorkommen von Menschenopfern zumindest nicht ausschließen. Viel wichtiger ist jedoch die Funktion, die einer solchen Nachricht im Bericht zukommt. Einmal geht es darum, die Zugehörigkeit der Liven zu dem für die Integration vorgesehenen Barbarentyp zu betonen, zum anderen soll eine Erhärtung und Beglaubigung der juristisch relevanten Information erreicht werden. In derartigen Zusammenhängen besteht der Forschungsgegenstand der vorliegenden Arbeit.