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In vielen internationalen Studien wurde gezeigt, dass Zahnärzte besonders gefährdet zu sein scheinen, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung im Laufe ihres beruflichen Arbeitsalltages vermehrt Erkrankungen im Bereich des Muskel-Skelett-Systems zu entwickeln. Diese These sollte im Rahmen einer Studie an Greifswalder Zahnärzten überprüft und ein Präventionsprogramm zur Vermeidung solcher Beschwerden an Zahnmedizinstudenten der Universität Greifswald getestet werden. Von 2008 bis 2010 wurden insgesamt 66 Zahnmedizinstudenten aus dem 2. bzw. 9. Semester (N1=45, N2=21) sowie 21 Zahnärzte der Hansestadt Greifswald (Angestellte der Universitätszahnklinik und Niedergelassene) untersucht und befragt. An dem eigentlichen Versuchskollektiv, den 45 Studenten des zweiten Semesters erprobten wir ein Präventionsprojekt, welches in den Semesterstundenplan integriert wurde. Das Präventionsprojekt umfasste neben einer standardisierten orthopädisch-manualtherapeutischen Untersuchung am Beginn des Projekts, studiumsbegleitende Vorlesungen und Seminare mit einem hohen Praxisanteil. Insbesondere wurden theoretische Grundlagen zur Anatomie und funktioneller Zusammenhänge vermittelt sowie die korrekte Sitzhaltung bei der zahnärztlichen Behandlung demonstriert und geübt. Nach zwei Jahren intensiver Betreuung erfolgte eine Reevaluation der noch verbliebenen 29 Studenten mittels Fragebogen. Nach Auswertung der Fragebögen zeigte sich bereits, dass auch die Greifswalder Zahnärzte im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung höhere Punktprävalenzen in Bezug auf Rückenschmerzen aufzeigen (43% gegen 35%). Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Zahnärzten und den Zahnmedizinstudenten, wie er international publiziert wird, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Wir konnten weder einen Einfluss des Alters bzw. der Kollektivzugehörigkeit (p > 0,5) noch der täglichen Arbeitsdauer in unangenehmer Haltung (p > 0,1) auf die Ausbildung von Verspannungen belegen. In der klinischen Untersuchung zeigten sich bei den Zahnärzten mehr auffällige und vor allem mehr hochpathologische Untersuchungsbefunde als bei den Studenten. Signifikant waren dabei vor allem die Bewegungseinschränkungen im Bereich der LWS, bei den Zahnärzten insbesondere in der Seitneige (p < 0,003) und im Test nach Schober (p < 0,001). Darüber hinaus konnten weitere auffällige Befunde bei den Zahnärzten erhoben werden, allerdings fehlen hier signifikante Unterschiede (z.B. qualitative und quantitative Schmerzentwicklung (p > 0,3)). Im Verlauf des Zahnmedizinstudiums gab das Versuchskollektiv 2010 eine Zunahme der Schmerzhäufigkeit an (p < 0,04). Bereits im Vergleich der beiden Studentenkollektive 2008 konnte eine Steigerung der Schmerzhäufigkeit nachgewiesen werden (p = 0,05). Die Schmerzstärke hingegen zeigte keine statistisch bedeutsame Änderung im Verlauf des Studiums (p > 0,8). Sowohl die Studenten als auch die Zahnärzte sehen sich als überdurchschnittlich gefährdet an, im Bereich der Schulter-Nacken-Region sowie der Hals- und Lendenwirbelsäule Beschwerden zu entwickeln, so dass ein Präventionsprojekt einstimmig begrüßt wurde. Leider mangelt es den Studenten des Versuchskollektives an Compliance und Motivation. Die theoretisch und praktisch vermittelten Inhalte aus den Seminaren und Vorlesungen wurden während des Studiums von den Studenten bisher nur ungenügend umgesetzt werden und im Alltag praktisch angewendet. Zusammenfassend konnten wir in dieser Studie, wie auch international mehrfach publiziert, belegen, dass der Berufsstand des Zahnarztes sowohl subjektiv als auch objektiv im Vergleich zur Bundesbevölkerung prozentual häufiger an Beschwerden/ Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates leidet. Ebenso zeigte sich, dass der Wunsch nach Prävention und Schulung bezüglich ergonomischer Sitz- und Arbeitshaltung bereits in der Studentenpopulation vorhanden ist. Eine Fortsetzung dieser Präventionsprogramme ist dennoch unbedingt anzustreben.