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In den letzten Jahrzehnten hat sich durch randomisiert-kontrollierte Studien (RCTs) eine breite Evidenzbasis von Psychotherapie mit mittleren bis großen Effekten für verschiedene psychische Störungen gebildet. Neben der Bestimmung dieser Wirksamkeit („Efficacy“) ebneten Studien zur Wirksamkeit unter alltäglichen Routinebedingungen („Effectiveness“) historisch den Weg zur Entwicklung eines praxisorientierten Forschungsparadigmas. Im Beitrag wird argumentiert, dass im Rahmen dieses Paradigmas praxisbasierte Studien eine wertvolle Ergänzung zu RCTs darstellen, da sie existierende Probleme in der Psychotherapieforschung adressieren können. In der gegenwärtigen praxisorientierten Forschung liefern dabei neue Ansätze aus der personalisierten Medizin und Methoden aus der ‚Computational Psychiatry‘ wichtige Anhaltspunkte zur Optimierung von Effekten in der Psychotherapie. Im Kontext der Personalisierung werden bspw. klinische multivariable Prädiktionsmodelle entwickelt, welche durch Rückmeldeschleifen an Praktiker_innen kurzfristig ein evidenzbasiertes Outcome-Monitoring ermöglicht und langfristig das Praxis-Forschungsnetzwerk in Deutschland stärkt. Am Ende des Beitrags werden zukünftige Richtungen für die praxisorientierte Forschung im Sinne des ‘Precision Mental Health Care’ -Paradigmas abgeleitet und diskutiert.
Zur Messqualität des Beck-Depressionsinventars (BDI-II) in
unterschiedlichen klinischen Stichproben
(2022)
Theoretischer Hintergrund: Das BDI-II ist ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des Schweregrads einer Depression. Es liegen kaum Analysen mit Modellen aus der Item-Response-Theorie (IRT) vor. Fragestellung: Wie hoch ist die Messgenauigkeit des BDI-II über die unterschiedlichen Ausprägungen des latenten Traits (Depressivität) hinweg und sind die Kategorien der Items jeweils aufsteigend geordnet? Methode: Anhand von sechs großen Datensätzen aus verschiedenen klinischen Bereichen wurden psychometrische Analysen mit dem Graded Response Model durchgeführt. Ergebnisse: In allen Stichproben fand sich eine hohe interne Konsistenz. Die Schwellenwerte waren mit Ausnahme von Item 6 („Bestrafungsgefühle“) geordnet. Gemäß Testinformationsfunktion misst das BDI-II im mittleren bis hohen Depressionsbereich sehr gut (Reliabilität > .90) und im unteren Bereich gut. Schlussfolgerung: Für das BDI-II ergibt sich eine hohe und relativ gleichbleibende Messpräzision über einen weiten Bereich des latenten Traits, weshalb es insbesondere im klinischen, aber auch im nicht klinisch relevanten Wertebereich zur Erhebung des Schweregrades einer Depression gut geeignet ist.