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Ziel der vorliegenden Studie war es, einige in der jüngeren Literatur diskutierte ätiopathogenetische Ansätze zur Bruxismusentstehung so- wie mögliche Assoziationen mit craniomandibulären Beschwerden an einem Patientenkollektiv aus der zahnärztlichen Praxis zu untersuchen. In der vorliegenden Fall-Kontroll-Studie wurden 42 Patienten (m/w = 12/30; MW 44 Jahre) untersucht, die mit dem Wunsch einer Behandlung von Bruxismus- symptomen ins ZZMK der Universitätsmedizin Greifswald kamen. Die Kontroll- gruppe bildeten Fünfundzwanzig beschwerdefreie Probanden (m/w=13/12; MW 32 Jahre). Der diagnostische Teil der Studie gliederte sich in drei Abschnitte: Den ersten Teil bildeten Fragebögen für Eigenangaben zum Bruxismus, chronischem Stress (TICS), Belastungen im Alltag (KFB), chronischen Schmerzen (RDC/TMD-Achse II) und Schlafqualität (DGZS-Schlafanamnesebogen), der zweite Teil umfasste die klinische Funktionsanalyse nach internationalen Richt- linien der RDC/TMD sowie die Bestimmung des mittleren Abrasionsgrades der Frontzähne nach Hugoson und den dritten Teil bildete die apparative Diagnostik durch ambulante Elektromyographiegeräte (BiteStrip, up2dent) sowie schlaf- medizinische Polygraphiegeräte (ApneaLink, Resmed). Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte durch Korrelationsanalysen, Chi- Quadrat-Tests und multivariate Modelle. Die Fall- und die Kontrollgruppe unterschieden sich nicht signifikant in der Ge- schlechterverteilung (p=0,057), aber im Alter (p<0,01). Die Patienten wiesen eine signifikant höhere Masseteraktivität (p<0,01) und einen höheren Apnoe- Hypopnoe-Index (p<0,01) gegenüber der Kontrollgruppe auf. Die Prävalenz für craniomandibuläre Beschwerden lag bei Patienten mit erhöhter Kaumuskelaktivität bei 46,4 % (N=13). Sie war damit nur tendenziell höher als bei Patien- ten mit leichtem Bruxismus (p=0,074). Auch zeigte die Verteilung myogener Schmerzen keine signifikante Abhängigkeit von der Muskelaktivität (p=0,451). Die Masseteraktivität selbst scheint einer Altersabhängigkeit zu unterliegen (p=0,007; OR1,1). Nur bei der Fallgruppe wurden dysfunktionale chronische Schmerzen dritten Grades gefunden. Die Untersuchung ergab, dass chronischer Stress anscheinend die Masseterak- tivität und in Folge die Entstehung myogener Schmerzen begünstigen kann. Ein hoher Summenwert im TICS-Fragebogen korrelierte signifikant mit der Bruxis- musintensität (p=0,045). Darüber hinaus gab es hochsignifikante Zusammen- hänge mit den Variablen „myofasziale Schmerzen“ (p=0,001), „Arthralgie“ (p=0,004), „chronische Schmerzen“ (p=0,003) sowie positiven Befunden bei der Muskelpalpation (p=0,013). Ferner korrelierte die Eigenangabe „Wach- Bruxismus“ mit morgendlicher Steifheit und Schmerzen im Kiefergelenk (p=0,029), was auch durch die Berechnung multivariater Modelle mit gemesse- ner Masseteraktivität bestätigt wurde (p=0,009; OR 23,8). Ebenso steigt die Wahrscheinlichkeit für morgendliche Kopfschmerzen mit der Bruxismusintensi- tät (p=0,01; OR 20,9). Die Selbstangabe, ob im Schlaf mit den Zähnen gepresst oder geknirscht wird, scheint verlässlich zu sein. Bei 85 % der befragten Patienten (N=17) mit mittel- schwerem und schwerem Bruxismus korrelierte die Selbstangabe mit der ge- messenen Muskelaktivität (p=0,047). Etwas geringer fiel die Korrelation mit 79,3 % (N=23) auf Gruppenniveau aus (p=0,029). Keine Korrelation zeigte sich hingegen zwischen elektromyographisch gemessener Muskelaktivität und dem mittleren Abrasionsgrad der Frontzähne (p=0,071). Im Gruppenvergleich war das Risiko für schlafbezogene Atmungsstörungen in der Fallgruppe deutlich höher. Sowohl der AHI als auch der RI für Atmungs- störungen waren in dieser Gruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe (p=0,001). Bei acht Patienten wurden deutlich therapierelevante AHI-Werte gefunden. Eine Korrelationsanalyse der Variablen „AHI“ und „Masseteraktivität“ ergab ein nahezu reziprokes Ergebnis. Mit steigendem Risiko für Atmungs- störungen sank im Gegenzug die Masseteraktivität (p=0,001). Erwartungs- gemäß war sowohl das selbst berichtete als auch das gemessene Schnarchensignifikant mit hohen AHI-Werten und damit mit schlafbezogenen Atmungs- störungen assoziiert. Die Eigenangabe, im Schlaf zu schnarchen, korrelierte außerdem signifikant mit einem hohen BMI (p=0,009). Ein hoher AHI und geringe Masseteraktivität korrelierte weiterhin signifikant mit hohem Alter (p<0,001), männlichem Geschlecht (p<0,001) und einem hohen BMI (p<0,001). Ein hoher BMI beeinflusst anscheinend außerdem negativ die Erholsamkeit des Schlafs (p=0,03). Auch das Risiko für morgendliche Kopfschmerzen scheint mit einem hohen BMI assoziiert zu sein (p=0,02). Interessanterweise war die chronische Stressbelastung negativ mit der BMI-Höhe assoziiert (p=0,03).
Bruxismus wird in SB und WB unterteilt und sind als verschiedene Entitäten zu betrachten. Die Ätiologie von SB ist noch nicht vollständig bekannt, als gesichert gilt, dass es ein multifaktorielles Geschehen ist. Die Behandlung der Patienten in der zahnärztlichen Praxis ist vielfältig, meist jedoch symptomatisch ausgerichtet. Am häufigsten wird eine Art der Aufbissschienen in der Therapie verwendet. CES und die Vorgängerversionen des in der vorliegenden Studie verwendeten GrindCare 4 zeigten sich erfolgreich in der Therapie von Bruxismus. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Effektivität der Biofeedbacktherapie des neu auf dem Markt erschienen GrindCare 4 an einem Patientenkollektiv in der zahnärztlichen Praxis zu beurteilen.
In der vorliegenden Therapieverlaufsstudie wurden 23 Patienten untersucht. Die Probanden stammten sowohl aus Angehörigen des ZZMK als auch aus Patienten die mit dem Wunsch der Behandlung von Bruxismussymptomen in das ZZMK kamen und zur Teilnahme an der klinischen Untersuchung eingeladen wurden. 13 Probanden (männlich/weiblich (m/w) = 4/9; Mittelwert (MW) = 35,0 Jahr) durchliefen die Studie im 21-tägigen Studienprotokoll. Ebenfalls 13 Probanden wurden zur 42-tägigen Studie eingeladen, zehn (m/w= 2/8; MW = 36,7 Jahre) konnten diese erfolgreich abschließen.
Der Untersuchungsteil dieser Studie unterteilt sich in drei Abschnitte:
Im ersten Abschnitt wurde ein anamnestischer Befund sowie ein detaillierter Funktionsbefund nach den Richtlinien RDC/TMD erhoben. Zudem wurde ein Befund nach dem Bruxismus- Status nach Lange und Bernhardt angefertigt. Die Patienten wurden aufgeklärt und das GrindCare- Gerät wurde mit Anweisungen bezüglich der Anwendung an den Patienten ausgehändigt. Das Studienprotokoll sah eine Messung der Häufigkeit der Muskelkontraktionen mittels GrindCare vor. Die Messung dauerte vier Nächte im 21-tägigen Protokoll und sieben Nächte im 42-tägigen Protokoll an. Der zweite Abschnitt, der eine Therapie mit GrindCare mit Biofeedback umfasst, begann nach dieser Messphase. Die Therapie wurde je nach Studienprotokoll zwei bzw. vier Wochen durchgeführt. Im letzten Abschnitt nach der Therapie wurde mit Hilfe von GrindCare weitere drei bzw. sieben Nächte die Häufigkeit der Muskelkontraktionen gemessen und ausgewertet. Darauf folgte eine zweite klinische Untersuchung mittels klinischer Funktionsanalyse.
Die Auswertung der Daten erfolgte mittels nicht parametrischer Tests.
In der Anwendung des Gerätes kam es vermehrt zu Schwierigkeiten in der Anwendung. Vor allem kam es zum vorzeitigen Ablösen der Gelpads. Es zeigte sich keine signifikante Veränderung der EMG-Ereignisse im Studienteil der zweiwöchigen Therapiephase. Eine signifikante Verringerung der EMG-Ereignisse konnte erst nach längerer Biofeedbacktherapie im 42-tägigen Studienteil gezeigt werden. Die Werte konnten in der vierten Woche Biofeedback um 40% und in der abschließenden Messphase um 32% gegenüber der ersten Messphase reduziert werden. Die Anzahl der druckdolenten Palpationsstellen sank in beiden Studienteilen signifikant (21-tägiger Studienabschnitt p=0,010; 42-tägiger Studienabschnitt p=0,035). Der durch die Probanden berichtete myofasziale Schmerz und die Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit, sowie die Jaw Disability konnte in der vorliegenden Studie nicht signifikant vermindert werden.
Die EMG-Ereignisse scheinen nur nach längerer Therapie mittels Biofeedback abzunehmen, eine zweiwöchige Interventionsphase ist nicht ausreichend. Die in der abschließenden Messphase weiterhin bestehende Reduktion der EMG-Werte bei vierwöchiger Therapie deutet auf einen möglichen Lerneffekt hin. Eine Verringerung der Bruxismussymptome ist nicht gesichert. Nur die Anzahl der druckdolenten Palpationsstellen konnte signifikant reduziert werden.
Der Hersteller hat das Studiengerät zur Überarbeitung unter anderem aufgrund der vorliegenden Ergebnisse zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vom Markt genommen. Weitere Studien mit einer größeren Kohorte und einer Kontrollgruppe sind notwendig, um die Ergebnisse zu sichern. Eine längere Therapiedauer und ein ausgedehntes Follow-up könnten sinnvoll sein.
Als Bruxismus werden wiederholte Kaumuskelaktivitäten definiert, die sich als Kieferpressen, Zähneknirschen und -pressen, Verschieben des Unterkiefers ohne Zahnkontakt oder im Anspannen der Kaumuskulatur äußern. Abhängig vom Zeitpunkt des Auftretens wird in Schlaf- und Wachbruxismus unterschieden. Die Ätiologie des Bruxismus ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nur unzureichend bekannt. Man geht aber davon aus, dass es sich um ein multifaktorielles Geschehen mit einer Kombination aus verschiedenen zentralen sowie genetischen Faktoren handelt. In bereits vorhandenen, vornehmlich querschnittlichen, Studien kann eine Korrelation zwischen dem Auftreten von Bruxismus und Depressionen sowie Angststörungen nachgewiesen werden. Bislang ist dieser Zusammenhang aber kaum im Rahmen longitudinaler Studien untersucht worden. Das Ziel dieser Analyse war es, festzustellen, ob Zeichen von Angststörungen und/oder Depressionen in der Baselineuntersuchung der Study of Health in Pomerania (SHIP -START-0) einen Risikofaktor für die Entwicklung von Bruxismus zum Zeitpunkt der Follow-up Untersuchung nach 5 Jahren (SHIP-START-1) darstellen. In dieser Längsschnittstudie wurden Daten von 2126 Probanden ausgewertet, die im Rahmen der
longitudinalen bevölkerungsrepräsentativen Untersuchung SHIP erhoben wurden. Es wurden relative Risiken (RR) und Konvidenzintervalle (KI) mit Hilfe der modifizierten Poisson Regression ermittelt.
Das Screening auf psychische Störungen erfolgte mit dem Composite International Diagnostic - Screener (CID-S). Selbstberichteter Bruxismus wurde mittels Fragebogen u.a. zum Zähnepressen, Zähneknirschen erfasst, deren Ausübung mit nie; manchmal; häufig beantwortet werden konnte. Zudem erfolgte im Rahmen der zahnärztlichen Untersuchung in SHIP-START-0 eine Graduierung der zahnhartsubstanzverluste entsprechend des Indexes nach Hugoson. Als Ergebnis zeigte sich, dass Probanden, die Zeichen von Depressionen und/oder Zeichen von Angststörungen aufwiesen, signifikant häufiger von intensivem Bruxismus berichteten. Bei Probanden mit Zeichen von Depressionen und/oder Angststörungen besteht im Verlauf von 5 Jahren ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von häufigem selbstberichtetem Bruxismus.