Volltext-Downloads (blau) und Frontdoor-Views (grau)
  • search hit 6 of 7
Back to Result List

Bitte verwenden Sie diesen Link, wenn Sie dieses Dokument zitieren oder verlinken wollen: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-86749

Etablierung patientenspezifischer In-vitro-Freisetzungsmodelle für perorale Darreichungsformen unter Berücksichtigung gastrointestinaler Besonderheiten

  • Biorelevante In-vitro-Freisetzungsmodelle werden u. a. für das Screening neuartiger Formulierungen, zur Etablierung von In-vitro-/In-vivo-Korrelationen und zur Vorhersage des In-vivo-Verhaltens einer applizierten Darreichungsform angewendet. Die Entwicklung von In-vitro-Freisetzungsmodellen für peroral verabreichte Arzneiformen fokussierte bisher vorwiegend auf die Abbildung der gastrointestinalen Physiologie eines gesunden, „durchschnittlichen“ Erwachsenen. Patientenspezifische Faktoren, wie z. B. das Alter, Erkrankungen oder Geschlecht sowie individuelle Unterschiede, die die gastrointestinalen Verhältnisse und folglich auch das Freisetzungsverhalten einer peroral applizierten Arzneiform beeinflussen können, wurden bisher kaum berücksichtigt. Der Fokus dieser Arbeit lag auf der Entwicklung und Etablierung von patientenspezifischen, bioprädiktiven In-vitro-Freisetzungsmodellen für perorale Darreichungs-formen unter Berücksichtigung der gastrointestinalen Gegebenheiten zweier unterschiedlicher Patientenpopulationen: pädiatrische Patienten und Parkinson-Patienten. Eine wichtige Voraussetzung für eine sichere und wirksame perorale Arzneimitteltherapie bei pädiatrischen Patienten sind altersgerechte Darreichungsformen sowie eine geeignete Einnahmepraxis. Peroral applizierte Arzneimittel werden pädiatrischen Patienten häufig zusammen mit Applikationsvehikeln verabreicht, um die Einnahme der Arzneimittel zu erleichtern. Es muss jedoch bei einer solchen Anwendungspraxis sichergestellt werden, dass die eingenommene Arzneiform mit dem jeweiligen Applikationsvehikel kompatibel ist. Die Beurteilung der Kompatibilität ist anhand klinischer In-vivo-Studien an gesunden Kindern jedoch aufgrund ethischer Bedenken kaum möglich. Zur Evaluierung der Kompatibilität könnten In-vitro-Freisetzungsmethoden als eine mögliche Alternative eingesetzt werden. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit wurden pädiatrische In-vitro-Freisetzungsmodelle entwickelt, um zu evaluieren, ob die Stabilität und das In-vivo-Freisetzungsverhalten der neuartigen Alkindi®-Formulierung durch Co-Verabreichung mit alterstypischen Applikationsvehikeln beeinträchtigt werden. Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurden im Anschluss an eine intensive Literaturrecherche Physiologie-basierte In-vitro-Modelle auf Basis der Mini-Paddle-Apparatur entwickelt. In der ersten Studie wurde die In-vitro-Wirkstofffreisetzung nach simulierter Applikation der Alkindi®-Formulierung mit typischen Applikationsvehikeln für Kinder unter 6 Jahren, d. h. Muttermilch, Formulamilch und Vollmilch, untersucht. In der zweiten In-vitro-Studie wurde der Altersbereich der adressierten Patientenpopulation auf 2 - 16 Jahre verändert und eine Reihe weiterer flüssiger sowie halbfester Applikationsvehikel, wie z. B. Orangensaft und Joghurt, verwendet. In beiden Studien konnte deutlich gezeigt werden, dass die Alkindi®-Formulierung ein robustes Freisetzungsverhalten aufwies und kompatibel mit den untersuchten Matrices war. Auf Grundlage der Ergebnisse der In-vitro-Untersuchungen wurde geschlussfolgert, dass die In-vivo-Freisetzung und die Bioverfügbarkeit der untersuchten Arzneiform nicht durch die untersuchten Applikationsvehikel beeinflusst werden und folglich diese Vehikel zur gemeinsamen Einnahme mit der Alkindi®-Formulierung geeignet sind. Diese Beobachtungen wurden darüber hinaus durch publizierte Ergebnisse einer korrespondierenden In-vivo-Studie in Erwachsenen bestätigt. Der zweite Teil der Arbeit befasste sich mit der Entwicklung eines neuartigen, Parkinson-spezifischen und Physiologie-basierten In-vitro-Freisetzungsmodells. Für die Entwicklung von biorelevanten In-vitro-Modellen zur Simulation der luminalen Bedingungen im Gastrointestinal-trakt einer spezifischen Patientenpopulation sind umfangreiche Kenntnisse über die jeweiligen gastrointestinalen In-vivo-Bedingungen und deren Variabilität unerlässlich. Im Rahmen einer Literaturrecherche wurde der aktuelle Wissensstand zu den gastrointestinalen Gegebenheiten in Parkinson-Patienten recherchiert, ausgewertet und zusammengefasst. Die Ergebnisse der Literaturstudie machen deutlich, dass sich die gastrointestinalen Bedingungen von Parkinson-Patienten teilweise erheblich von gesunden Erwachsenen unterscheiden. Das bedeutendste gastrointestinale Merkmal von Parkinson-Patienten ist die beeinträchtigte Motilität des Gastrointestinaltrakts, was sich u. a. in einer Verlangsamung der Magenentleerung sowie der intestinalen Passage äußert. Demgegenüber steht jedoch ein großer Mangel an Daten für eine Reihe von gastrointestinalen Parametern. Dies betrifft z. B. die Zusammensetzung und physiko-chemischen Eigenschaften der luminalen Flüssigkeiten des Gastrointestinaltrakts. Als geeignete In-vitro-Testplattform wurde die USP-3-Apparatur – auch als Eintauchender Zylinder (Europäisches Arzneibuch, Ph. Eur.) und Reciprocating cylinder (Ph. Eur. und US-amerikanisches Arzneibuch, USP) bezeichnet – ausgewählt, da sich diese Testplattform insbesondere zur Untersuchung von Darreichungsformen mit modifizierter Wirkstofffreisetzung eignet und bereits in einer Vielzahl von analytischen Laboren etabliert ist. Die Nutzung der kompendialen USP-3-Apparatur ließ aufgrund der geringen Variationsmöglichkeiten keine Simulation typischer Motilitätsmuster im humanen Gastrointestinaltrakt zu und eignete sich noch weniger für die Entwicklung und Etablierung von individuellen, patientenspezifischen Motilitätsprofilen. Um diese technischen Limitationen zu überwinden, wurde für die Weiterentwicklung des arzneibuchkonformen Modells ein Lastenheft erstellt, welches detaillierte Anforderungen für die Entwicklung der neuen Testapparatur enthielt. Auf Grundlage des beschriebenen Übersichtsartikels und unter Anwendung einer auf Basis des Lastenheftes modifizierten USP-3-Apparatur wurden unter besonderer Berücksichtigung von Motilität, Passagezeiten und Flüssigkeitsvolumina Parkinson-spezifische In-vitro-Freisetzungsmodelle entwickelt. Für ausgewählte modifiziert freisetzende Levodopa-Fertigarzneimittel wurde anschließend eine vergleichende Serie von In-vitro-Freisetzungsuntersuchungen unter Anwendung von Parkinson-spezifischen- oder „standardmäßigen“ Testmodellen durchgeführt, wobei letztere die gastrointestinalen Gegebenheiten eines „durchschnittlichen“, gesunden Erwachsenen simulierten. Für eine Beurteilung der Aussagekraft der entwickelten Parkinson-spezifischen Testmodelle wurden die generierten In-vitro-Freisetzungsdaten aus den Parkinson-spezifischen- und den „standardmäßigen“ Freisetzungsuntersuchungen in ein In-silico-PBPK-Modell implementiert und die jeweiligen simulierten Plasmakonzentrations-Zeit-Profile von Levodopa anschließend mit klinischen, durchschnittlichen In-vivo-Daten korreliert. Für PBPK-Modelle mit integrierten Parkinson-spezifischen In-vitro-Freisetzungsdaten wurde eine höhere Prädiktivität des In-vivo-Verhaltens der untersuchten Levodopa-Darreichungsformen beobachtet. Es konnte gezeigt werden, dass die entwickelten Parkinson-spezifischen In-vitro-Modelle ein vielversprechendes und prädiktives Instrument zur Vorhersage der In-vivo-Wirkstofffreisetzung von modifiziert freisetzenden Levodopa-Darreichungsformen darstellen. Der diskutierte methodische Ansatz der vorliegenden Studie könnte zukünftig das Screening neuartiger Formulierungen deutlich optimieren und somit zu einer verbesserten Arzneimitteltherapie für Parkinson-Patienten, aber auch für andere spezifische Patientengruppen beitragen
  • This work focused on establishing patient-specific, biopredictive in vitro drug release models for orally administered dosage forms with consideration of specific gastrointestinal characteristics of two patient populations: paediatric patients and Parkinson's disease (PD) patients. Paediatric in vitro drug release models were designed to evaluate the stability and in vivo drug release behaviour of the novel Alkindi® formulation after co-administration with typical paediatric dosing vehicles using physiology-based in vitro models based on the mini-paddle apparatus. In the first study, in vitro drug release was investigated after administration of the Alkindi® formulation with typical dosing vehicles for children under six years of age, i.e., breast milk, formula milk and whole milk. In the second study, the age range of the addressed patient population was expanded to 2-16 years and several other liquid and semi-solid dosing vehicles, such as orange juice and yogurt, were used. The results of both studies demonstrated robust drug release behaviour of the Alkindi® formulation and good compatibility with the dosing matrices. Based on the results of the in vitro studies, it was concluded that in vivo drug release and bioavailability of the investigated dosage form are not affected by the investigated dosing vehicles, and consequently, these vehicles are suitable for co-administration with the Alkindi® formulation. The second part of the presented work addressed the establishment of a novel, PD-specific and physiology-based in vitro drug release model for orally administered medications. When developing biorelevant in vitro drug release models to simulate luminal conditions of a specific patient population, extensive knowledge of the in vivo gastrointestinal conditions and their variability is essential. Thus, the current literature was screened to collect a reliable set of PD-specific gastrointestinal parameters. Compared with healthy adults, gastrointestinal conditions of PD patients differ considerably. The most significant gastrointestinal feature of PD patients is the impaired motility of the gastrointestinal tract, e.g., prolonged gastric emptying as well as intestinal passage. Whereas for some gastrointestinal segments there is quite a reasonable set of data available, for others there is still a big lack in information that would be required for simulating a detailed gastrointestinal passage in a PD patient. The latter is particularly true for potential disease-related changes in gastrointestinal fluid composition. The USP-3 apparatus - also referred to as the Reciprocating cylinder - was selected as a suitable in vitro test platform. The use of the compendial USP-3 apparatus did not allow the simulation of typical or patient-specific motility patterns in the human gastrointestinal tract. To overcome these limitations, a specification sheet was prepared for the modification of the compendial model. Based on the described review article and using the modified USP-3 apparatus, PD-specific in vitro drug release models were developed with particular attention to motility, passage times, and fluid volumes. A comparative series of in vitro drug release studies was then performed for selected levodopa modified release formulations using PD-specific- or ‘standard’ test models, the latter simulating the gastrointestinal conditions of an ‘average’ healthy adult. To assess the validity of the novel PD in vitro models, the drug release data from the PD and the ‘standard’ in vitro models were implemented in an in silico PBPK model. The respective simulated plasma concentration-time profiles of levodopa were subsequently correlated with clinical average in vivo data. For PBPK models with integrated PD-specific in vitro drug release data, a higher predictivity of the in vivo behaviour of the investigated levodopa dosage forms was observed. It was shown that the PD-specific in vitro models represent a promising and predictive tool for predicting the in vivo drug release of levodopa modified release dosage forms. The discussed methodological approach of the present study could significantly optimize the screening of novel formulations in the future, and thus, contribute to improved drug therapy for PD patients, but also for other special patient populations.

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Search Google Scholar

Statistics

frontdoor_oas
Metadaten
Author: Erik Wollmer
URN:urn:nbn:de:gbv:9-opus-86749
Title Additional (English):Establishing patient-specific in vitro release models for oral dosage forms with consideration of specific gastrointestinal characteristics
Referee:Prof. Dr. Sandra Klein, Prof. Dr. Jörg Breitkreutz
Advisor:Prof. Dr. Sandra Klein
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Year of Completion:2023
Date of first Publication:2023/06/27
Granting Institution:Universität Greifswald, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2023/06/07
Release Date:2023/06/27
Tag:Hydrocortison; Levdopa; PBPK; Parkinson-Patienten; Pädiatrische Patienten; biorelevante Wirkstofffreisetzung; feste Arzneiformen; individualisierte Wirkstofffreisetzung
biorelevant dissolution; patient specific in vitro models
GND Keyword:Pharmazeutische Technologie, Biopharmazie, Wirkstofffreisetzung, in vitro, in silico, Gastrointestinaltrakt, Patient, Feste Arzneiform
Page Number:140
Faculties:Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät / Institut für Pharmazie
DDC class:500 Naturwissenschaften und Mathematik / 540 Chemie
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 610 Medizin und Gesundheit